Abschied

Tod und Trauer aus Sicht der katholischen Kirche

Das große Glaubensbekenntnis der Kirche aus dem 5. Jahrhundert, das die verschiedenen christlichen Kirchen und Gemeinschaften miteinander verbindet, endet mit der Hoffnung, dass mit dem Tod nicht alles aus ist: „Wir erwarten die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt. Amen.“ Diese zentrale Botschaft des Christentums zieht sich wie ein roter Faden durch die katholischen Trauerfeiern.

 

Der Mensch ist sterblich. Als Christinnen und Christen leben wir jedoch aus der Hoffnung, dass nicht der Tod das letzte Wort hat, sondern Gott, der uns das ewige Leben schenkt. Wir vertrauen darauf, dass das gilt, was uns in der Taufe zugesagt worden ist: Gott ruft uns durch den Tod hindurch zum ewigen Leben. In Jesus Christus, der am Kreuz gestorben ist, begraben wurde und von den Toten auferstand, ist diese Hoffnung für uns schon Wirklichkeit geworden. Das glauben wir.

Diese Hoffnung prägt die katholischen Formen der Begräbnisfeiern mit dem Sarg oder der Urne. Ob bei der Trauerfeier auf dem Friedhof, im Bestattungsinstitut, in der Kirche, im Wald oder auf dem Schiff: Immer geht es um die christliche Botschaft der Auferstehung. Natürlich wird bei der Trauerfeier auch das Leben des verstorbenen Menschen gewürdigt. Es ist Raum für biographische Notizen und Daten. Erinnerungen werden lebendig und ins Wort gebracht. Und wir beten (manchmal auch singend) in unserer Hoffnung auf das ewige Leben bei Gott.

Es geht jedoch nicht nur um den verstorbenen Menschen, sondern auch um die Angehörigen. Vielleicht war jemand nicht Mitglied der römisch-katholischen Kirche; die Angehörigen sind es aber und suchen die Begleitung und den Trost ihrer Kirche bei dem Trauerfall. Dann lässt sich im Gespräch klären, welche Form angemessen ist, um einerseits die verstorbene Person nicht kirchlich zu vereinnahmen, andererseits die trauernden Angehörigen aber auch nicht allein zu lassen. Wir möchten beiden gerecht werden.

Darum ist das Trauergespräch wichtig für die Gestaltung des Abschieds und der Trauerfeier. Sofern der Verantwortliche für die Trauerfeier den verstorbenen Menschen nicht schon zu Lebzeiten gut gekannt hat, kann er ihn nur durch die Erzählungen von Angehörigen, Freundinnen oder Freunden im Gespräch kennenlernen. Dabei geht es nicht nur um Daten und Fakten. Persönliche Erfahrungen, Erlebnisse und Geschichten können helfen, ein Bild der verstorbenen Person zu zeichnen. Stirbt ein Mensch alt oder jung, nach langer Krankheit oder plötzlich, war es ein natürlicher Tod, ein Unfall oder ein Suizid – all diese Hintergrundinformationen helfen dem Pastor, dem Diakon oder dem bischöflichen Beauftragten für die katholische Trauerfeier ein Gespür dafür zu entwickeln, welche Texte aus der Bibel, welche Gebete und Lieder für diese Trauerfeier und diesen Menschen angemessen sind. Nicht alles aus dem Leben eines verstorbenen Menschen kann oder muss in der Trauerfeier zur Sprache gebracht oder wiederholt werden; denn die Zeit ist bisweilen begrenzt. Aber das ganze Leben ist bei Gott aufgehoben. All das, was einen Menschen prägt und auszeichnet, vertrauen wir in der Trauerfeier Gottes Barmherzigkeit an. Den ganzen Menschen, mit all seinen Stärken, aber auch mit seinen Schwächen geben wir in Gottes gute Hand: Ob wir den Sarg oder die Urne in einem namentlich gekennzeichneten Grab oder anonym beisetzen – wir sind in Gottes barmherziger Hand.

Auch wenn die Botschaft der Auferstehung grundsätzlich immer gleich ist: Jeder Mensch ist in seinem Leben und Sterben einzigartig und von Gott geliebt. Diese Liebe Gottes ruft uns durch den Tod hindurch zum ewigen Leben.

Pastor Peter Otto